Die Wiener Bluse contemporary

Am 9.11.2022 fand im Narrenturm im Alten AKH in Wien eine Vernissage zur „Wiener Bluse“ statt. Die Ausstellung wurde vom Austrian Fashion Board konzipiert und organisiert. Mitte Dezember macht die Ausstellung Station in Graz, und im Frühling wird sie auch in Salzburg zu sehen sein.

Das Austrian Fashion Board hat österreichweit Designer dazu eingeladen, ihre moderne Interpretation einer Wiener Bluse einzureichen. Aus über 70 Stücken wurden dann 30 ausgewählt, die in der Ausstellung gezeigt werden – und meine Bluse ist dabei!

Bevor ich hier mein Modell genauer vorstelle, möchte ich jedoch auf die Geschichte der Wiener Bluse eingehen:

Wiener Bluse wurde als Schlagwort für Marketing der wäscheerzeugenden Betriebe in Wien ab ca. 1890 verwendet. Die Wiener Bluse war bis zum Ersten Weltkrieg ein wichtiger Exportartikel vor allem nach Deutschland und Ungarn. Auch nach Frankreich und Italien wurden Wiener Blusen exportiert. So schrieb die Neue Freie Presse am 13. Dezember 1903 im Zuge der Eröffnung einer Filiale von Braun & Co in Berlin: „Die Wiener Bluse ist heutzutage ein unentbehrliches Kleidungsstück der Berlinerinnen geworden. Es prangt in Theatern, Konzerten wie in den Ballsälen und bei Spiel und Sport. Die vielseitige Verwendbarkeit der Wiener Bluse erklärt sich dadurch, daß sie alle Vorzüge besitzt, welche nur an ein Kleidungsstück gestellt werden können. Sie ist kleidsam, einfach und besitzt eben den eigenen Wiener Chic.“

Die Wiener Bluse zeichnete sich durch die Verwendung von qualitativ hochwertigem Material und feinste Handarbeit wie Ajour, Schlung­stichstickerei, Stickerei, Fileteinsätze und Spitzen aus. In Wien arbeiteten 50.000 fast ausschließlich Frauen in Heimarbeit für die Blusenindustrie. (Die Zeit, 27. Nov. 1905)

Es zeichnete sich bald ein Konkurrenzkampf zwischen Genossenschaft der Kleidermacher und Genossenschaft der Wäscheerzeuger ab. Die Kleidermacher forderten, dass die Wäscheerzeuger keine Blusen anfertigen durften. Damit hätten tausende Heimarbeiterinnen ihre Existenz verloren und ein wichtiger Exportartikel wäre verlustig gegangen. Letztendlich gab die Wiener Handels-und Gewerbekammer ihr Gutachten, dass die Blusenerzeugung als freies Gewerbe zu betrachten sei und die Erzeugung beiden Genossenschaften zustünde. (Neue Freie Presse 12. Mai 1910)

Regina Karner

Die hochgeschlossenen Blusen der Belle Epoque waren die Inspiration für mein Modell.

Der Kragen und die breiten Ärmelmanschetten wurden von Hand gesmokt, das Design ansonsten bewusst schlicht gehalten, um den Blick auf diese kostbare Handarbeit zu lenken. Die Bischofärmel bieten die notwendige Saumweite für den Smok, die ausgestellte Form der Bluse nimmt diese Form wieder auf.

Etwa 15 Stunden Arbeit stekcen in meiner Interpretation der Wiener Bluse. Gefertigt wurde sie übrigens aus einem besonders schönen Baumwollstoff der Schweizer Weberei WEBA.

17. BIS 19. DEZEMBER 2022, GRAZ

Ort: LENDHAFEN, Lendkai 17 (Mariahilferplatz), 8020 Graz
Öffnungszeiten: Samstag 14-20 Uhr, Sonntag und Montag 10-18 Uhr

28. MÄRZ BIS 15. APRIL 2023, SALZBURG

Ort: Galerie im Traklhaus, Waagplatz 1a, 5020 Salzburg
Öffnungszeiten: Samstag 10-13 Uhr, Dienstag bis Freitag 14-18 Uhr