Blaudruck: altes Handwerk – organic, fair und nachhaltig

Anfang Juni machten wir im Rahmen des Meisterkurses eine Exkursion ins schöne Mühlviertel, um 2 dort ansässige, traditionelle Betriebe zu besichtigen. Neben der Weberei Kitzmüller haben wir auch Blaudruck Wagner in Bad Leonfelden besucht.

Heute möchte ich meine Eindrücke, die ich bei der Firma Wagner gewonnen habe, mit euch teilen.

Ich habe mich früher sehr intensiv mit Tracht beschäftigt, und da kommt man am Blaudruck nicht vorbei (was ja auch gut so ist). Insofern wusste ich bereits, wie Blaudruck gemacht wird: Zuerst wird der sogenannte Papp mit einer Handdruckmodel auf den Stoff gedruckt – diese Muster bleiben dann weiß bzw in der Farbe des Leinens, das bedruckt wird.

Eigentlich ist die Bezeichnung „Blaudruck“ irreführend, denn es ist ja Blaufärberei. Danach muss der Stoff circa 14 Tage (!) ruhen, bevor er gefärbt werden kann. Dies geschieht mit Indigo, des uralten Pflanzenfarbstoffes, der hauptsächlich aus der Indigo Pflanze gewonnen wird, aber übrigens auch in einer heimischen Färberpflanze steckt. Der Stoff muss nun aufgespannt werden und wird dann mehrmals für je 2 Minuten in das Färbebad (Küpe) getaucht. Dazwischen muss er wieder ruhen, denn dies macht erst den Stoff blau: direkt aus der Indigo Küpe ist der Stoff nämlich erst einmal grün und verfärbt sich erst dann durch Oxidation blau! Kein Wunder, dass hierher die Redensart herkommt „ein blaues Wunder erleben“! Hier auf dem Bild sieht man die unterschiedlichen Farbstufen nach je ca 2-3 Minuten:

Ich wusste das bereits aus Büchern und Fernsehberichten, das Ganze dann aber „live“ zu sehen, war wirklich beeindruckend!

Näher ins Detail hinsichtlich des Druckes und der Färberei möchte ich gar nicht gehen, wenn du Fragen hast, würde ich direkt Kontakt mit Blaudruck Wagner aufnehmen bzw deren Homepage (www.blaudruck.at) besuchen!

Zwischenzeitlich wäre das Handwerk beinahe ausgestorben, dabei war es einst so populär (allein in Bad Leonfelden gab es 4 Blaudrucker!)

Doch heute, so finde ich, ist Blaudruck aktueller denn je:

  • Firma Wagner bedruckt Leinen aus der Weberei Vieböck (die auch im Mühlviertel ansässig ist) – mehr Regionalität bei der Produktion von Textilien geht (derzeit noch*) nicht
  • Man kann aber auch Leinen, das man noch zu Hause hat (von der Oma oder sonst wem) bedrucken lassen – in unserer heutigen Zeit spricht man da ja dann wohl von Upcycling, aber ich würde Veredelung sagen
  • Indigo ist bekanntlich eine Pflanzenfarbe. Diese muss mit einigen Salzen und Säuren versetzt werden, aber das ist alles ein uralter, natürlicher Prozess. Willst du also einen naturbelassenen Stoff mit einer naturbelassenen Färbung, dann bist du hier richtig! Organic at its best, würde ich sagen.
  • Die Küpe wird übrigens nicht weg geleert nach dem Färbebad, sondern immer nur ergänzt bzw aufgefrischt!
  • Dass man sich aus solch einem Stoff ein Kleidungsstück näht bzw nähen lässt, das einem länger als eine Saison gefällt, liegt doch auf der Hand.

Das Thema Nachhaltigkeit und Fair Fashion, sowie Bio in der Mode wird mittlerweile überall diskutiert, was ich wirklich super finde und wichtig. Aber wie sicher kann man sich denn sein bei all den Gütesiegeln, wenn dann große Konzerne, bei denen eh jeder weiß, wie schlimm die Zustände in der Produktion sind, diese „Gütesiegel“ auch verwenden, oder gar auf schwarz gefärbte Baumwollleiberl für Kinder „organic“ schreiben (Hinweis: Textilien kann man nicht auf biologische Art schwarz färben)?

Hier kannst du dir sicher sein, wie der Stoff bedruckt wird!!!!

Wenn das kein Grund ist, mal nach Bad Leonfelden zu fahren??

PS: Ich habe hier ausschließlich meine Gedanken und Eindrücke geschildert. Ich möchte darauf hinweisen, dass ich einfach wahnsinnig begeistert bin und dies keine bezahlte Werbung ist!

* Leinen, das in Österreich heute verwebt wird, stammt üblicherweise aus Ländern wie Frankreich, Belgien und Italien.