Jährlich werden Unmengen an Kleidung produziert und auch leider weg geworfen. Gerade seitdem Billiganbieter unsere Geschäftslandschaft dominieren, hat diese Tendenz stark zugenommen. Dadurch entsteht nicht nur viel Müll, sondern es werden auch gigantische Mengen an Rohstoffen für die Produktion verbraucht. Nicht zu vergessen ist hierbei auch, dass die Arbeitsbedingungen in jenen Ländern, die den größten Teil der Textilproduktion ausmachen, teils unmenschlich sind.
In der heutigen Zeit, in der die Mode nicht mehr so stark Trends unterworfen ist, sollte jeder seinen Konsum – gerade hinsichtlich Kleidung – hinterfragen. Muss man sich viele aber billig produzierte Kleidungsstücke kaufen? Macht es nicht mehr Sinn, weniger, aber dafür hochwertige Stücke zu kaufen, an denen man lange Freude hat? Und wenn man schon Kleidung aussortiert, muss man sie weg werfen? Vielleicht kann man sie noch weiter schenken oder doch noch ausbessern oder etwas anderes damit machen?
Das Internet ist voll mit Inspirationen, wie man Kleidung so aufwerten kann, dass sie länger tragbar ist. Für viele dieser Methoden muss man über gar keine oder nur wenige Nähkenntnisse verfügen – mit Stofffarben oder Patches zum Aufbügeln kann man wahre Wunder bewirken! Ich persönlich finde es ungemein befriedigend, wenn man sich kreativ austoben kann – und wenn dann noch etwas sinnvolles entsteht, das bewirkt, dass man Kleidung langlebiger macht ist es doch perfekt!
Ich habe schon einige Stücke meiner Tochter geflickt, aber für mich selbst kaum etwas – das muß sich ändern!
Mein heiß geliebtes Gilet, das ich immer über meiner selbst genähten Hirschjacke getragen habe, ist nun 6 Jahre alt, und auch wenn es auf den ersten Blick in tadellosem Zustand war, so hatte es durch das intensive Tragen Gebrauchsspuren. Die Stoffkante an den Tascheneingriffen war abgewetzt und einige winzige Löcher sind an der Vorderseite zu sehen gewesen.
Aber trennen konnte und wollte ich mich nicht von diesem Kleidungsstück. Zu schade fand ich es, denn abgesehen von diesen kleinen Mängeln hatte es gar nichts – ein Zeichen von der Qualität des Gilets (es ist aus feinstem Lodenstoff von Gössl).
Also stand für mich fest, dass ich es ausbessern wollte. Die Kunst des Kunststopfens beherrsche ich nicht (ich finde es faszinierend, wie unsichtbar das gemacht werden kann!), also entschied ich mich, das Gilets zu besticken und aus der Not eine Tugend zu machen. Die Stickerei ergibt somit ein gestalterisches Element. Zuerst hab ich mir alle Löcher vorgenommen und überdeckt, und dann aufs Geratewohl was draus gestickt. Na ja, für manche mag das zu blumig ausgefallen sein ? – ich bin eigentlich ganz zufrieden, vor allem freut es mich, dass ich das Gilet wieder eine Saison mehr tragen kann.
Ich möchte damit auch meine Wertschätzung für das Kleidungsstück ausdrücken. Aber es macht auch richtig Spaß, wie ich festgestellt habe.